Die Lintforter Regionalliga-Basketballer zwingen den Tabellenführer Südwest Baskets Wuppertal beinahe in die Knie. Auf den letzten Metern fehlen aber die nötigen Körner, die BGL verliert mit 70:75 nach Verlängerung.
Am Ende war die Luft raus. Den Basketballern der BG Lintfort waren die kräftezehrenden 40 Minuten deutlich anzusehen, die Kraft fehlte. Auf der anderen Seite hatten die Gäste noch einmal Blut geleckt, kämpften um jeden Zentimeter – mit Erfolg. Kurz vor dem Ende der Partie gelang den Südwest Baskets Wuppertal noch der Ausgleich, die Partie gegen die BGL ging in die Verlängerung. Und dort lag das Momentum dann auf den Seiten der Gäste, die die Begegnung letztlich mit 75:70 (43:32,59:59) für sich entscheiden konnten.
Davor hatten sich beide Teams insgesamt 45 Minuten lang eine intensive Partie geliefert. Denn von der ersten Minute wurde nicht deutlich, dass die Wuppertaler als Tabellenführer angereist waren und entsprechend favorisiert ins Spiel gegangen waren. Die BGL zeigte keine Scheu, trat mit vier Siegen in Folge im Rücken selbstbewusst auf. Und das, obwohl Coach Tobias Liebke abermals auf zwei seiner Stammspieler – Aaron Roschewski und Mark Sengutta – verzichten musste. Dafür aber konnte Janosch Feige, der sich am vergangenen Wochenende noch den Finger ausgekugelt hatte, auf dem Feld. Und brannte in den ersten Minuten ein wahres Feuerwerk ab.
Denn die ersten zwölf Punkte der BGL gingen allesamt auf das Konto des Centers. Mit so einem Start schienen die Gäste nicht gerechnet zu haben, zumal Feige auch zwei Dreipunktewürfe erfolgreich verwandelte. Die Wuppertaler wirkten sichtlich beeindruckt, bekamen zunächst keine Struktur in ihr Spiel und hatten nach fünf Minuten erst vier Punkte erzielen können. Dafür aber verstrickten sich die Gäste von Beginn an in Diskussionen mit dem Schiedsrichtergespann, reklamierten, wo es nur ging. Die Akteure von Tobias Liebke ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen, fanden in der Offensive immer wieder offene Spalten, nutzten diese clever aus und vergrößerten den Vorsprung bis zum Ende des ersten Abschnitts (28:14).
Und auch im zweiten Viertel war es zunächst die BGL, die den Ton angab. Auch nach 15 Minuten lag der Vorsprung noch im zweistelligen Bereich, die Gäste wirkten zunehmen entnervter. Mit Folgen: Südwest-Center Brahim Azzouz beging zunächst ein Unsportliches Foul und meckerte über diese Entscheidung solange, bis die Referees ihm noch zwei technische Fouls anhingen. Das zog eine Matchstrafe nach sich, der vermeintlich beste Gegenspieler der BGL musste frühzeitig duschen gehen. Doch die Gäste wirkten in der Folge nicht geschockt – im Gegenteil. Ohne Brazzouz wirkte ihr Spiel flüssiger und schnelller, die BGL hatte zunehmend mehr Mühe, die Kreise der Wuppertaler zu stören.
Dennoch ging das Team von Coach Liebke weiterhin mit einem zweistelligen Vorsprung in die zweite Halbzeit. Zu deren Beginn dann der nächste Rückschlag für die BGL. Semih Sehovic knickte unglücklich um und konnte nicht mehr mitspielen, Oskar Mellmann bekam Krämpfe und Milan Juskovic Oberschenkel-Probleme. Tobias Liebke musste nun vermehrt rotieren. Das wirkte sich auf das Spiel der Gastgeber aus. Die Offensivaktionen wirkten nicht mehr so strukturiert wie noch zu Beginn, auch die Würfe von den Außenpositionen fielen nicht durchs Netz. Auf der Gegenseite gelang zwar auch den Gästen in dieser zerfahrenen Phase nicht sonderlich viel – aber sie kämpften sich dennoch Punkt für Punkt an die BGL heran.
So war schon zu Beginn des Schlussabschnitts klar, dass es letztlich wieder eine enge Partie werden würde. Daher mobilisierte die BGL noch einmal alle Kräfte, war sich in der Defensive in alle Bälle und konnte sich einen kleinen Vorsprung bewahren. Doch dafür wollte in der Offensive kaum noch etwas gelingen, selbst recht klare Chancen blieben ungenutzt. Und so kam es, wie es kommen musste. Rund zwei Minuten vor Schluss führte die BGL noch mit fünf Punkten, doch die Gäste kamen rund 20 Sekunden vor dem Ende erstmalig im Spiel wieder zum Ausgleich. Da auch der letzte BGL-Angriff keine Punkte mehr brachte, ging es in die Verlängerung – nach einer Partie, in der die Lintforter nicht einmal im Rückstand gelegen hatten.
Die zusätzlichen fünf Minuten mutierten dann zur reinen Willensfrage. Die BGL war zwar gewillt, aber kraftlos. Die Gäste liefen zwar auch auf dem Zahnfleisch, konnten aber mit zwei schnellen Dreiern schon für die Vorentscheidung sorgen. Diesen Rückstand konnten die Lintforter letztlich nicht mehr umbiegen und mussten sich zum ersten Mal seit vier Spielen wieder geschlagen geben.
In Reihen des Teams herrschte hinterher mehr Frust über den verschenkten Sieg als Stolz darauf, den Tabellenführer mehr als nur am Rande einer Niederlage gehabt zu haben. Und auch Coach Tobias Liebke war zunächst enttäuscht: „Das ist unfassbar schade, dass wir es heute leider nicht mehr über die Zeit gebracht haben. Aber die Jungs waren am Ende einfach platt, unsere Rotation war nicht mehr tief genug. Nichtsdestotrotz haben wir gezeigt, dass wir uns deutlich weiterentwickelt haben, auch gegen solche Gegner mithalten können. Das macht Mut für die kommenden Wochen, denn mit Stürzelberg und der TG Düsseldorf werden die Aufgaben nicht einfacher. Jetzt werden wir uns erst einmal erholen und hoffen dann darauf, dass wir kommendes Wochenende nicht erneut so dezimiert antreten müssen.“
Punkte: Durdel (19), Feige (17), Humm (9), Mellmann, Wittich (beide 8), Peltz (7), Tiggelkamp (2)